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Der „dritte Ort“ – wo ist der eigentlich?

Leben am „dritten Ort“ – was auf den ersten Blick ein wenig esoterisch klingt, ist ein starker, umfassender Lebens- und Wohntrend mit handfesten Anforderungen und Entwicklungen. Unter dem Begriff des „dritten Ortes“ oder „Third Places“ wird all das subsummiert, was einer der Kernanforderungen unserer heutigen Gesellschaft und damit dem Zeitgeist maßgeblich entspricht: dem Wunsch nach uneingeschränkter Mobilität, überall das zu tun, was man gerade muss oder will.

Die mobile Gesellschaft lebt an „Third Places“

Der erste Ort (das eigene Heim) und der zweite Ort (der Arbeitsplatz) verlieren nach und nach an Bedeutung, die „Third Places“, all jene Orte außerhalb der eigenen vier Wände, in der die mobile Gesellschaft „immer und überall alles machen kann“, laufen ihnen langsam den Rang ab. Denn: Mobilität und individuelle Entfaltung ist die derzeitige Maxime. Bahnhöfe, Shopping-Center, Flughäfen, Cafés und Restaurants, Parks: überall kann man meeten, arbeiten, leben und zum Teil sogar schon (kurz) übernachten, wie Entwicklungen sogenannter „Sleepboxen“ beispielsweise zeigen. Der dritte Raum, der „Zwischenraum“, nimmt immer mehr Zeit und Platz ein, dank der technischen Möglichkeiten und auch Dank verschiedener Konzepte von Fluggesellschaften, Hotel- oder Gastronomieketten, die diese Anforderungen bedienen wollen: „Unsere Gäste weltweit betrachten die Starbucks Coffee Houses als ihr drittes Zuhause, eine Oase zwischen Heim und Arbeitsplatz“, verdeutlicht Starbucks-CEO Howard Schultz diesen „Third Places Trend“ und was er für Starbucks bedeutet.

Alles, immer, überall

Die „eigenen vier Wände“, der ursprüngliche erste Ort des eigenen Zuhauses, sie sind in der modernen Welt nur ein Baustein, nur EINE Möglichkeit in einem Netz aus verschiedenen Plätzen, die in der heutigen Gesellschaft für sämtliche Tätigkeiten in beruflicher wie privater Hinsicht zur Verfügung stehen und genutzt werden wollen. Die Stadt mutiert dabei immer mehr zu einer gesamtheitlichen Wohnlandschaft und bildet den Rahmen für entsprechende weitere Trends: coworking spaces, urban gardening, kollaboratives und generationenübergreifendes Wohnen, dies sind wesentliche Strömungen für die Zukunft von Leben und Arbeiten. Mit entsprechenden Anforderungen an Stadt(teil)planung, Konzeption neuer Wohnprojekte und architektonische Planung.

„Ich fühl‘ mich zuhause“ 

Dieses Gefühl verliert nicht an Bedeutung, aber an Umgrenzung. Eine Studie zur „Zukunft des Wohnens“ (Link s.u.) bezeichnet schon 2013 die Themen „Entgrenzung und Vernetzung“ sowie die Erfordernisse, Gestaltungsräume für dezentrale Lifestyles zu schaffen, als DIE prägenden Trends für städtebauliche Entwicklung und Basis für positiv bewertete Lebensqualität. „Ob Angebote wie eine externe Küche für gelegentliche Kochorgien, wohnzimmerartige Salons oder Co-Working Spaces:

Third Place Living bietet attraktive Gestaltungsräume, die sich in den fluxen Alltag des urbanen Individualisten einflechten und das dezentrale Wohnen zum Living verwandeln.“ Schließlich ist unsere Zeit geprägt von „to go“ und „on the run“. Das Zwischendurch des dritten Ortes bekommt zentrale Bedeutung – ein ausgelagertes, flexibles „Wie-Zuhause-Gefühl“.

Das kollektive „Ich“

„Die neuen „Wohnlandschaften“ in den Städten sind angepasst an die veränderten Bedürfnisse einer mobilen, spontanen und vor allem individualisierten Gesellschaft. Sie verbinden Abschalten und Abenteuer, Rückzugsraum und Flanierfläche – zu jeder Zeit,“ beschreibt das Zukunftsinstitut Erkenntnisse der genannten Wohn-Studie: „Abschalten, Austauschen, „Alleinsam“-Sein.“

Ganzheitliche städtebauliche Projekte und neue, zeitgemäße Wohnvorhaben müssen diesen Trends und Anforderungen Rechnung tragen. Flexibilität, Dezentralität u.v.m. lassen ganz neue Anlagen entstehen, zwingen zu neuen Perspektiven bei Bau, Planung, Umsetzung, bis hin zur Mieter:innen- und Eigentümer:innen-Struktur. Ein Beispiel, wie die WEGRAZ mit solchen Anforderungen umgeht, entsteht am Bachweg in Graz https://wegraz.at/project/bachweg-1/.

Mobilität, Flexibilität, öffentlicher, gemeinsam nutzbarer Raum stehen hier bereits im Mittelpunkt der Planungen, um unterschiedlichste Anforderungen an einen modernen Lebensstil zu vereinen und Synergien für das zukünftige Miteinander zu schaffen.

Studie: Zukunft des Wohnens | Christiane Varga, Adeline Seidel, Christof Lanzinger, Harry Gatterer | März 2013 | 115 Seiten | ISBN: 978-3-938284-72-8

https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/zukunft-wohnen/