zurück zur Übersicht

Urbane Landschaften – Ein junger Trendbegriff mit großer Zukunft

Die Begriffe „Stadtlandschaft“ oder „urbane Landschaften“ begegnen uns seit Beginn des 20. Jahrhunderts, wobei Grundlagen zum Verständnis urbaner Landschaften Henri Lefèbvre erst in den 1970er Jahren beisteuerte. Als marxistischer Philosoph setzte er sich durchaus kritisch mit der Funktionalisierung und Partikularisierung von (städtischen) Räumen auseinander und legte den Grundstein dafür, dass von nun an unter diesem Fachbegriff verschiedene raumbeschreibende und raumplanende Disziplinen, wie Geografie, Raumsoziologie, Urbanistik / Städtebau, Architektur und Landschaftsarchitektur subsummiert werden. Die ersten Gedanken zu „Stadtlandschaften“ veröffentlichte der Geograf Siegfried Passarge, der die Stadtlandschaft als Teil einer Kulturlandschaft sowie als Gegensatz zur Naturlandschaft begriff, kaum 50 Jahre früher.

 

Stadtcharakter und Kulturlandschaft

Die also gerade einmal 100 Jahre alte Forschung zur Stadtlandschaft bekommt aufgrund der rasanten Bevölkerungsentwicklung, der sich rapide ändernden Anforderungen an das (Zusammen-)Leben in entwickelten Zivilisationen kombiniert mit vergleichsweise neuen Verantwortlichkeiten in Bezug auf Ressourceneinsatz und den Möglichkeiten des Einsatzes neuer Technologien, laufend neue Impulse und (Forschungs-)Disziplinen. Zu den Sozialgeografen, die den Begriff um 1920 zur Kennzeichnung von Städten innerhalb von abgrenzbaren Kulturlandschaften bzw. Kulturräumen verwendeten, gesellen sich mittlerweile verschiedene Raumwissenschaften, wie Architektur, Landschaftsarchitektur, Geografie, Raumplanung, Stadtsoziologie und weitere Disziplinen – ein klarer Hinweis auf die Komplexität und die gestalterischen Herausforderungen bei Analyse und Planung von Bauprojekten und der Umsetzung. Denn es geht schon längst mehr als um reine „Wohnraumbeschaffung.“

 

Peripherie und Epizentren

Einen weiteren Beweis für die Bedeutung der „urbanen Landschaften“ brachte der Deutsche Pavillon auf der 9. Internationalen Architektur-Biennale 2004 in Venedig: Er trug den Titel „DEUTSCHLANDSCHAFT – Epizentren der Peripherie“ und zeigte anhand von 38 Projekten, wie oder was man den konventionellen Bauformen in der städtischen Peripherie, den Vorstädten, den deindustrialisierten Gebieten und den Ballungsräumen aus Lagerhallen, Wohnsiedlungen, Einkaufszentren und Gewerbegebieten alternativ entgegenzusetzen vermag. Die weltweit positive Resonanz war ein weiteres Indiz für die Aktualität der Diskussion um urbane Landschaften. „Die wissenschaftliche Debatte wird aktuell von der Auseinandersetzung zwischen Städtebau-Schulen geprägt, ob es sich bei urbanen Landschaften um eigenschaftslose (generische) Räume oder um zwar überall verbreitete, aber doch auch spezifisch beschreibbare Landschaften handelt.“ (Wikipedia)

Was in der Tat sehr wissenschaftlich klingt, hat auf die Arbeit eines Projektentwicklers wie die WEGRAZ aber handfeste, alltäglich Auswirkungen: Wir sind verantwortlich für entstehende Epizentren, für lebendige (Stadt-)Teile von (Stadt-)Teilen. Unsere Projekte, eben weil sie zeitgemäß nicht „Wohnraum“, sondern „Lebensraum“ in den Fokus stellen, entwickeln und fördern Eigendynamiken, die ihrerseits weitere Entwicklungen bedingen. Und letztlich für Lebendigkeit stehen, ob bei „Adaptive Reuse“ oder auch Neubau an der Peripherie.

 

Viele Ansätze – ein Ziel

Ob suburbaner Raum, Zwischenstadt, Stadtlandschaft, Stadtregion, Peripherie, Speckgürtel, Verstädterung etc.: Urbane Landschaften wollen alle diese Begrifflichkeiten zusammenfassen und beachten. Im Mittelpunkt stehen, recht analytisch, Betrachtungen zur vollständigen Verstädterung des Raums (d. h. die allgemeine Ausbreitung städtischer Bauformen, Infrastrukturen und Lebensstile), andererseits aber auch programmatische Versuche, in fragmentierten Räumen, die nicht mehr Stadt noch Land sind, neue Zusammenhänge zu erkennen und zu gestalten. Dadurch ergeben sich Verpflichtungen, wie Projekte so angelegt werden können, dass sich Kultur und „Charaktere“ von Stadtlandschaften zukunftsweisend entfalten können.

 

Zum Nachlesen:

Der Deutsche Pavillon auf der 9. Internationalen Architektur-Biennale 2004 in Venedig https://baukultur.nrw/projekte/deutschland-schaft-epizentren-der-peripherie/

Die Stadt mit Zukunft

https://wegraz.at/megatrend-urbanisierung-wie-plant-man-eine-stadt-mit-zukunft/