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Wie bauen wir in Zukunft – neue Anforderungen, neue Lösungen

Wie bauen wir in Zukunft – neue Anforderungen, neue Lösungen

Es liegt in der Natur unserer Tätigkeit als Standort- und Projektentwicklerin, sehr viele Wirtschafts- und Wissenschaftsbereiche aufmerksam zu beobachten. Die Baubranche ist vielschichtig, anspruchsvoll und ungeheuer spannend. Das sieht man auch, wenn man unsere Artikel liest: Trends wie die Digitalisierung; Tipps zu Sanierungsprojekten; polarisierende Architektur, die ganze Städte auf ein neues, gewinnbringendes Niveau hebt. Neue Anforderungen und Ausbildungsstandards der Branche finden sich hier wieder und natürlich die faszinierenden Entwicklungen rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Traumhafte Projekte – handfeste Anforderungen. Träume und Visionen von Architekt:innen, Projetentwickler:innen und Stadtverantwortlichen – woraus sind sie gemacht bzw. werden sie in Zukunft gemacht sein? In den nächsten drei Artikeln werden wir uns den (Bau-)Stoffen widmen, mit denen diese Visionen und Träume realisiert, mit denen sie gebaut & erschaffen werden können.

Wie und womit werden wir bauen? Was beeinflusst unsere Planungen?

An früherer Stelle haben wir das Thema schon einmal angesprochen: Der Sand wird knapp (https://wegraz.at/auf-sand-gesetzt-das-rohstoffproblem-der-bauwirtschaft/ ). Und damit auch unser „Lieblings-Baustoff“ Beton. Das wirft eine Kernfrage auf, an die sich weitere anschließen:

  • Ist Beton eine Sackgasse? Welche Alternativen gibt es?
  • Prägen Holzhochhäuser die Architektur der Zukunft – revolutioniert Holz die Bauwelt?
  • Oder ist die Revolution blau und liegt unsere bauliche Zukunft auf dem Wasser? Wenn ja, wie & womit?
  • Oder heißt die Revolution: Gar nicht mehr (neu) bauen, sondern mit altem Material Neues gestalten? Umbau statt Abreißen: Eine Revolution durch innerstädtisches, mehrstöckiges Umnutzen?
  • Und, immer aktueller: Welchen Einfluss nimmt der bedrohliche „Baumeister Naturkatastrophe“ auf unser zukünftiges Wohnen?

Naturkatastrophen als unerbittlicher „Baumeister“

Beginnen wir am Schluss: Bevor es um das „Womit“ geht, ein Blick auf „Warum“ und „Wie“. Was wir in Österreich noch in überschaubarer, wenn auch in Einzelfällen bereits dramatischer Weise zu spüren bekommen haben (und vielen Prognosen zufolge immer stärker erleben werden), hat global betrachtet bereits ganz andere Dimensionen angenommen: Der wachsende Einfluss des bedrohlichen „Baumeisters Naturkatastrophe“ prägt architektonische Ideen und Wohnkonzepte. In Holland, USA, China, …

Diese Lösungsansätze, um mit den Mächten der Natur umzugehen, lesen sich spannend – und klingen zum Teil wie Science-Fiction. Zum Thema „Überschwemmung“ zum Beispiel hat Koen Olthuis, CEO & Hauptarchitekt bei Waterstudio, eine klare Meinung: „Wassermassen sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung.“ Und lässt Städte einfach schwimmen …

Schwimmende Wohnblöcke, mobile Hochhäuser, Tornado-Architektur

Das klingt jetzt ein wenig absurd – oder hyper-visionär. Die Projekte und Konzepte sind aber sehr profund. Kreuzfahrtschiffe gleichen bspw. schon immer mehr einer schwimmenden Kleinstadt. Warum kann dann daraus nicht mehr werden? Ganz Holland liegt eigentlich unter dem Meeresspiegel, weil durch ein ausgeklügeltes Kanalsystem dem Meer bebaubares Land abgerungen wurde. Aktuell lebt bereits über die Hälfte der Menschheit in Küstennähe – Überflutungen und Angst vor Tsunamis sind bereits Alltag und zwingen zur Suche nach neuen Lebensräumen. Hier setzen Konzepte internationaler Forscher:innen an: Künstliche Inseln passen sich dem Wasserpegel an – durchaus auch für Österreich denkbar. Stadt-Flotten können ihren Standort wechseln, „floating“ Stadtteile können auseinanderdriften und wieder zusammengehen. Mit Wasser lassen sich zudem Energie gewinnen und Lebensmittel herstellen. Dass das Ganze keine Spinnerei ist, kann man bereits jetzt schon erleben: Es gibt schwimmende Wohnungen in Kopenhagen und auf den Malediven, mitten in Seoul finden sich schwimmende Inseln und mit „Nemos Garden“ in Italien existiert bereits ein funktionierendes Unterwasser-Gewächshaus.

Aber neben Wasser gilt es auch Stürmen, Erdbeben, Hitze u.v.m. Stand zu halten. „Tornado Architektur“ nennt Ted Givens von „10 Design Hongkong“ entsprechende Konzepte. Ob unterirdisch oder mobil im Auge des Sturms – Ideen scheinen kaum Grenzen gesetzt zu sein.

Was ist dem menschlichen Leben angemessen?

Apropos Grenzen: Um mit der Natur, mit den Ressourcen und unseren Möglichkeiten Konzepte zu entwickeln, die soziale, wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Anforderungen verbinden und die unausweichlichen Determinanten der Natur einbinden, muss eine fast philosophische Frage gestellt werden, mit handfesten Konsequenzen für unser Planen, Entwickeln und Bauen. Ressourcenverantwortung, sich ändernde Anforderungen, Klima – je mehr Einschränkungen, je mehr Umorientierungen wir uns stellen, umso mehr wird der Fokus auf DIE Kernfrage unserer zukünftigen Bauten und Bauweisen gelenkt: Was brauchen wir WIRKLICH? Was ist (noch) angemessen, was überzogen oder nicht mehr zeitgemäß? Wir freuen uns, Lösungen zu diesen Fragen und Anforderungen zu erarbeiten.

 

Zum Nachlesen:

Auf Sand gesetzt: Das Beton-Problem

https://wegraz.at/auf-sand-gesetzt-das-rohstoffproblem-der-bauwirtschaft/

Floating Cities: Das Konzept der schwimmenden Wohnblöcke von Koen Olthuis

https://www.waterstudio.nl/the-floating-vision-by-koen-olthuis/

Nemos Garden

https://goodnews-for-you.de/nemos-garden-ein-gewaechshaus-unter-wasser/

Tornado-Architektur

https://www.archdaily.com/166830/hurricane-proof-housing-proposal

Trend-Begriffe aus der WEGRAZ-Welt:

https://wegraz.at/glossar/